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Hintergrundwissen

Lagerfeuer Labereien mit Leuten diesmal: AlphaLimaEchoXray (@Selbstdenker auf Twitter)

https://twitter.com/Selbstdenker75


„Finde deine Zielgruppe“ ist ein Tipp, den man in vielen Autorenratgebern findet. Als ich die Veröffentlichung meines Erstlings „Ohne Strom – Wo sind deine Grenzen?“ vorbereitet habe, bin ich kreuz und quer durch das Internet gesurft und habe auf den Social Media Accounts und Hashtags gesucht, die irgendwie im Ansatz mit dem Thema meines Romans zu tun hatten. Bei AlphaLimaEchoXray bin ich mir gar nicht sicher, ob er mich oder ich ihn zuerst entdeckt habe? Auf alle Fälle hat er auf Twitter einen extrem gut recherchierten und zusammengestellten Thread, in dem er beschreibt, was bei einem Blackout passieren würde. Quasi genau mein Thema und so kamen wir ins Gespräch. Als ich mir die Interviewserie für diese Seite ausgedacht hatte, war er einer der ersten Kandidaten, der mir für ein Gespräch in den Sinn kam.

MARKUS: Bei mir war es am Anfang die einfache Frage, wie wir ohne Strom zurechtkommen würden und erst im Laufe der Recherche wurde mir bewusst, wie dramatisch das wäre. Wie bist du auf das Problem aufmerksam geworden?

ALEX: In meiner aktiven Zeit als Soldat hatte ich das 1. Mal ca. um das Jahr 2000 damit zu tun, als es um die Folgen eines durch Atomwaffen ausgelösten EMP (electromagnetic pulse) und dem damit einhergehenden Ausfall aller nicht gehärteten elektronischen Systeme, inklusive Stromversorgung, ging. Das Wissen ruhte dann praktisch eine Dekade, bis mir bei einem USA-Aufenthalt durch Zufall das Buch „One Second After“ von William H. Forstchen in die Hände fiel. Ab diesem Zeitpunkt befasste ich mich immer intensiver mit dem Thema, bis ich Anfang 2019 auf Twitter meinen ersten Thread dazu verfasste. Da es zu meinem zivilberuflichen Spektrum gehört, umfassend auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, hat die Vorbereitung auf Katastrophen darin selbstverständlich einen gewichtigen Platz. Wer auf einen Blackout vorbereitet ist, ist auch für alles andere gerüstet! 😉

MARKUS: Deine Tweets empfinde ich als inhaltlich auf den Punkt gebracht und gut recherchiert. Wo informierst du dich selbst?

ALEX: Auf jede erdenkliche Weise. Von durchaus existierenden Studien weltweit, über nationale, aber wenig verbreitete Infos, bis hin zu Infos durch entsprechende Versorgungsbetriebe. Doch alleine der gesunde Menschenverstand kann jeden Menschen erkennen lassen, was ein Leben ohne Strom bedeuten würde!

MARKUS: Krisenvorsorge ist, ähnlich wie jede Versicherung, ein schwieriges Thema: Optimalerweise braucht man sie nicht, hat man sie aber nicht, haut es einen voll um. Wie beurteilst du das Ahrtalhochwasser und das Krisenmanagement der verschiedenen Ebenen? (Politisch Verantwortliche, Hilfsorganisationen…)

ALEX: Verlässt du dich in einer großen Krise auf Hilfe von außen (Staat), bist du verlassen. Wie oben bereits erwähnt, wenn Vollversorgungsmentalität auf Verantwortungsdiffusion trifft, dann kommt selten etwas Gutes dabei heraus. Doch man muss auch sagen, die Helfer der Blaulichtorganisationen und der Bundeswehr haben ihr Möglichstes getan. Allerdings ist deren Aufgabe retten und bergen, nicht aufräumen und Wiederaufbau. Ich hoffe, dass die Flut viele Gemeinden dazu anregt, ihren Hochwasserschutz, die Warneinrichtungen und möglicherweise die Bebauungspläne für Überschwemmungsgebiete zu überdenken. Es ist jedenfalls noch viel Luft nach oben und eine bundeseinheitliche, gesetzliche Vorgabe, was zum Bevölkerungsschutz, beginnend auf Gemeindeebene, getan werden muss, sollte meines Erachtens lieber früher als später angegangen werden!

MARKUS: Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass man sich beim Thema „Blackout“ in einer Blase bewegt, in der alle recht gut informiert sind und sehr genau wissen, was uns bevorstehen würden, während alle außerhalb einen Stromausfall eher verklärt sehen. Hast du einen ähnlichen Eindruck und falls ja: Woran könnte das deiner Meinung nach liegen?

ALEX: Die Menschen sind in ihrem alltäglichen Trott gefangen, mit genug eigenen Sorgen beschäftigt, sodass ein Blackout, der im Grunde genommen von offizieller Seite als sehr unwahrscheinlich eingestuft wird, nicht als reale Bedrohung erkannt wird. Und wenn, dann wird „der Staat“ es schon richten – Vollversorgungsmentalität. Ich hatte kürzlich eine Umfrage mit 6 Fragen zum Themenbereich Blackout und Notfallvorsorge auf Twitter gestartet und obwohl ich mich in besagter Blase bewege, haben bei der Frage bezüglich Notfallvorsorge und Durchhaltefähigkeit von 750 Teilnehmenden 29% mit NULL Tage und 47% mit maximal DREI Tagen geantwortet. Das ist sehr ernüchternd!

MARKUS: Nehmen wir an, du triffst einen alten Klassenkameraden. Wie würdest du ihn schnell davon überzeugen, dass ein Blackout eine immanente Gefahr für uns ist und welche Empfehlung würdest du ihm geben, um sich zu weiter zu informieren und vorzusorgen?

ALEX: Ein länger anhaltender, bundes- oder europaweiter Stromausfall lässt nach aktuellem Vorbereitungsstand unsere gesamte Kommunikation, Logistik und Versorgung innerhalb weniger Sekunden bis Stunden zusammenbrechen. Kein Wasser aus der Leitung, keine Toilettenspülung, kein Internet, kein Handy, kein Festnetz, keine Tankstelle, keine Apotheke, keine ÖPVN, kein TV, kein Supermarkt, kein Geldautomat/Bank, kein Backofen, kein Herd, keine Kaffeemaschine, keine Dusche, kein Computer, keine Spielkonsole, keine online Bestellungen, kein McDonalds, keine Restaurants, keine Dönerbuden, keine Heizung, mit anderen Worten TEOTWAWKI – the end oft he world as we know it (hattest du ja auch schon). Wer sich an die durchdachten Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hält, ist ziemlich sicher schon mal auf einem guten Weg. Es gibt auf deren Website zahlreiche Ratgeber und wertvolle Tipps, die man selbstverständlich an seine eigene Lage adaptieren kann und soll. Erwähnenswert ist, dass es den „Notfallratgeber“ dort nicht nur zum Download, sondern auch gratis als Printausgabe zu bestellen gibt. Wer mehr tun möchte, findet auf vielen einschlägigen Foren Tipps und Tricks, wie man improvisieren kann und nicht unbedingt immer die teuerste Survivalausrüstung braucht. Wer Fragen hat, kann mich auch gerne antwittern. Aber immer daran denken, das Internet funktioniert jetzt, im Fall der Fälle aber nicht mehr!

MARKUS: Wie viel Krisenvorsorge betreibst du persönlich? (Familie?)

ALEX: Ich hoffe ausreichend!

MARKUS: Was trägst du immer mit dir herum?

ALEX: Also da habe ich (beruflich bedingt) meist einiges dabei… aber ohne Taschenlampe, Klappmesser und Uhr verlasse ich selbst zu Hause mein Bett nicht! ;-)))

MARKUS: Abschließende Worte? Tipps?

ALEX: Bereite dich heute vor, denn morgen kann es schon zu spät sein! Aber das Allerwichtigste ist, dass wir als Gesellschaft einen richtigen Blackout nur überstehen werden, wenn möglichst viele Privathaushalte, Firmen, Behörden, Gemeinden, Stadtteile, Städte und höhere Verwaltungs-/Regierungsebenen darauf vorbereitet sind. Eine Gemeinde die glaubt, dass dann der Katastrophenstab im 60 km entfernten Landratsamt die Krise managen wird, ist zu 100% an der Realität vorbei! Darum meine dringende Bitte: Es ist wichtig, dass sich jeder Haushalt selbst vorbereitet, und fordert eure gewählten Vertreter*innen auf Gemeinde-, Kreis-, Landes- und Bundesebene auf, sich für die Blackoutvorsorge (auch präventiv) starkzumachen!

Link zur BBK Seite Vorsorge für den Notfall
https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/vorsorge_node.html

Link zur BBK Bestellseite Notfallratgeber
https://www.bbk.bund.de/SiteGlobals/Forms/Warenkorb/DE/Warenkorb_Formular.html?nn=21428&cart-back=https%3A%2F%2Fwww.bbk.bund.de%2FDE%2FWarnung-Vorsorge%2FVorsorge%2Fvorsorge_node.html&cart30072=%2B1

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