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Hintergrundwissen

Kochen ohne Strom – Buchrezension

Bei mir stapeln sich die Bücher, die die Wortkombination “ohne Strom” im Titel haben und so ist es nicht verwunderlich, dass sich letzte Woche ein Kochbuch dazwischen geschummelt hat. “Kochen ohne Strom” ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bonner Hilfsorganisationen und Institutionen und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und das Ergebnis eines Rezeptwettbewerbes. Herausgekommen ist ein Buch, das etwa je zur Hälfte Sach- und Kochbuch ist.

Gemeinschaftsprojekt des BBK und der Bonner Hilfsorganisationen

Im ersten Teil werden zunächst das Projekt, die Entstehung und die Vorstellung der beteiligten Organisationen vorgestellt. Neben dem BBK sind das die Feuerwehr und Rettungsdienst Bonn, der Arbeiter–Samariter-Bund Bonn/Rhein-Sieg/Eifel e.V., der Kreisverband Bonn e.V. des Deutschen Roten Kreuz, die DLRG, Bezirk Bonn e.V., der Malteser Hilfsdienst e.V. der Bundesstadt Bonn, die Johanniter-Unfall-HIlfe e.V. (Regionalverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen) und die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (Ortsverbände Beuel und Bonn). Dem folgt ein Bericht über einen Stromausfall und “Die ersten Stunden aus Sicht einer Familie”. Ohne große Dramatik wird beschrieben, mit welchen Einschränkungen zu rechnen ist und welche Gefahren bestehen. Mit dem Strom fallen sofort die meisten Wärmequellen aus: Heizung, Herd und Ofen sind dann nicht nutzbar und “Wärme und Hitze bei Stromausfall” fasst “Hinweise der Feuerwehr” zusammen, wenn es darum geht Wärme und Licht mit offenem Feuer zu erzeugen. Dabei werden auch die potenziellen Gefahren “Erstickung”; “Verbrennung” und “unkontrollierte Ausbreitung” besprochen.

Geheimnisse der Vorratshaltung

Das BBK empfiehlt, dass sich jeder für zehn Tage selbst versorgen kann. “Für jeden Fall der Fälle!” beschäftigt sich mit “Geheimrezepten der Vorratshaltung” und ist definitiv mehr als eine einfache Liste. Eingeteilt in 5 Lektionen und 8 Randnotizen sollte danach jeder in der Lage sein, sich einen vernünftigen Vorrat anzulegen und ihn auch in der richtigen Reihenfolge zu verbrauchen. Nicht speziell für den Stromausfall gedacht, ist der Abschnitt “Erste-HIlfe-Maßnahmen beim Outdoor Cooking” der auf die dabei bestehenden Gefahren eingeht und Behandlungsmaßnahmen zusammenfasst.
“Ernährung für gesunde Säuglinge, Kinder und Jugendliche” geht auf die speziellen Ernährungsbedürfnisse des Nachwuchses ein. Was ich auf die Schnelle vielleicht überlesen habe, ist der Hinweis, dass man auch an Vorräte für Haus- und Nutztiere denken sollte.
Ohne Wasser bringt die beste Ernährung nichts und nach dem Hochwasser und Stromausfall im Ahrtal konnte man sehen, wie schnell die vermeintlich sichere Versorgung mit Trinkwasser zusammengebrochen ist. “Wenn kein Wasser aus dem Hahn kommt” widmet sich den Risiken und der Vorsorge.
“Wird der Alltag der Großeltern neuer Trend” ist der Untertitel des Kapitels “Einmachen”. Tatsächlich können wir da auf die Erfahrungen der Kriegs- und Nachkriegsgenerationen zurückgreifen, die es noch gewohnt waren zu Bevorraten. Das letzte Sachkapitel beschäftigt sich mit den Herausforderungen der globalen Ernährungssicherheit” und soll einen “Blick über den nationalen Tellerrand” geben. In nüchternen Zahlen wird auf die Menge der hungernden Menschen auf der Welt eingegangen, die Ursachen dafür und potenzielle Lösungsansätze.

Der Rezeptteil

Es folgen fünfzig Rezepte, vom Frühstück, über Vorspeisen, Suppen, Hauptmahlzeiten bis hin zu Desserts. Alle Rezepte fangen mit einem Titelblock an, in dem beschrieben ist für wie viele Personen/Portionen das Rezept ist, welche Garzeit es ggf. benötigt, welche Küchenutensilien benötigt werden, von wem das Rezept ist und ob es vegan, glutenfrei und oder laktosefrei ist.
Bei einigen Rezepten folgt eine kurze Beschreibung, z. B. warum man “Gute-Laune-Croissants” zubereiten sollte, dann die Zutatenliste und die einzelnen Schritte für die Zubereitung. Dabei wird oft auch die Methode zur Erhitzung exakt beschrieben.
Während die Rezepte abwechslungsreich sind, fallen mir als “wählerischer” Mensch die ein oder andere Sache auf. Die Auswahl hinterlässt auf mich den Eindruck, vor dem Buffet eines Grillens für lauter Hipsterfamilien zu stehen. Mir ist wohl bewusst, dass Couscous eine Zutat ist, die man auch kalt zubereiten kann und die sich sehr gut lagern lässt, trotzdem ist es für mich immer noch ein wenig “exotisch”. Buchweizen, Mandeldrink, Chiasamen, Kichererbsen, Köfte, Quinoa, Bulgur, Currys, Falafel, veganer Burger: Ich hätte mir etwas mehr “gewöhnliche” Rezepte gewünscht.
Tipps und Tricks des BBKs zum Vorrat und zum Kochen ohne Strom schließen den Rezeptteil ab (z.B. das man ein rohes Ei durch Apfelmus ersetzen kann).
Mit der Vorstellung des Teams aus Autoren und Projektverantwortlichen, der Danksagung und dem Register endet das Buch.

Fazit

Brauchst du dieses Buch? Vieles der Informationen aus dem Sachteil sind mir bei der Recherche zu meinem Roman bereits begegnet und auf meinen Lesungen verteile ich die Notvorratbroschüre des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, die viele Themen davon zumindest anspricht. Man erhält für knappe 10 Euro ein gut gestaltetes und informatives Buch und 50 Rezepte, die auch den Speiseplan aufpeppen können, wenn der Strom nicht ausgefallen ist. Man erhält keine “harten” Survivaltipps, den Anspruch hatte man aber auch nicht. Es ist ein Buch, das sich hervorragend als Geschenk für Menschen eignet, an denen einem etwas liegt.

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